Aufruf zum Frauenstreik 2025

Kein Schritt zurück – gemeinsam für mehr Gleichstellung!
Unsere Forderungen für den 14. Juni

Gescheiterte Lohn­gleich­heits­analysen: Es braucht verbind­liche Kontrollen und Sanktionen

In der Schweiz bestehen weiterhin grosse Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen. Frauen leisten deutlich mehr unbezahlte Arbeit und verdienen trotz gesetzlichem Anspruch auf Lohngleichheit im Durchschnitt monatlich 1’364 Franken weniger. Über die Hälfte der Schweizer Unternehmen hält sich nicht an die gesetzliche Pflicht zu Lohngleichheitsanalysen. Eine externe Evaluation vom März 2025 zeigt, dass Lohnanalysen oft mangelhaft oder gar nicht durchgeführt werden. Das Gleichstellungsgesetz bleibt weitgehend wirkungslos. Verbindliche Kontrollen und Sanktionen wären dringend notwendig. Frauen verdienen weiterhin im Schnitt 16.2 Prozent weniger als Männer – fast die Hälfte dieser Differenz ist nicht einmal erklärbar.

Darum braucht es jetzt endlich wirksame Massnahmen. Der SGB fordert verbindliche Kontrollen sowie Sanktionen für Unternehmen, die sich weigern, ihre Löhne zu überprüfen. Die Lohnanalysen müssen regelmässig und für alle Unternehmen verpflichtend werden. Und es braucht eine klare gesetzliche Pflicht, dass die Unternehmen handeln müssen, wenn sie bei den Analysen Lohnungleichheiten festellen.

Immer noch zu tiefe Löhne – «Frauenberufe» endlich aufwerten

Neben der Lohndiskriminierung bei gleicher Arbeit ist die Bezahlung in klassischen Frauenberufen weiterhin skandalös tief. Mehr als die Hälfte der Frauen verdient weniger als 4’200 Franken im Monat (bei 13 Monatslöhnen), ein Viertel sogar 2’500 Franken oder weniger. Diese tiefen Löhne sind nicht nur auf Teilzeitarbeit zurückzuführen, sondern auch auf strukturelle Benachteiligungen: Frauenberufe sind generell schlechter bezahlt, und Berufserfahrung sowie Dienstjahre führen bei Frauen zu geringeren Lohnzuwächsen als bei Männern. Selbst mit abgeschlossener Lehre verdienen vier von zehn Frauen weniger als 5’000 Franken pro Monat. Zudem erhalten Frauen seltener einen 13. Monatslohn, was ihre finanzielle Lage zusätzlich belastet.

Die Gewerkschaften setzen sich gemeinsam mit der feministischen Bewegung für eine generelle Aufwertung der Löhne in frauendominierten Berufen ein – für echte Gleichstellung. In frauendominierten Berufen braucht es endlich faire Löhne – mindestens 4’500 Franken für alle und mindestens 5’000 Franken Monatslohn mit Lehre.

Backlash in internationalen Unternehmen stoppen

In seiner ersten Woche im Amt erliess US-Präsident Trump eine Reihe von Durchführungsverordnungen (Executive Orders), die sich gegen Programme für Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration (DEI) im öffentlichen und privaten Sektor richten. Diese Anordnungen zielen darauf ab, rechtmässige Bemühungen zur Förderung der Chancengleichheit zu unterdrücken und zu verbieten. So dürfen Bundesbehörden nicht nur selbst keine DEI-Ziele mehr verfolgen, sondern auch keine Verträge mehr mit Unternehmen abschliessen, die DEI-Programme umsetzen. Diese politische Massnahme hat dazu geführt, dass mehrere Pharmakonzerne wie Roche und Novartis, aber auch die Grossbank UBS, ihre Diversitätsziele zur Förderung von Minderheiten und Frauen in Führungspositionen gestrichen haben. Einschüchterungsversuche von US-Beamten gegenüber europäischen Unternehmen haben zudem bereits Auswirkungen auf die EU-Kommission gezeigt, die kürzlich vorgeschlagen hat, die horizontale Gleichbehandlungsrichtlinie zurückzuziehen.

Das muss gestoppt werden. Gleichstellungsprogramme dürfen nicht auf Druck von rechts gestrichen werden.

Kita-Ausbau: zentral für Gleichstellung

Im kommenden Jahr kommt die Kita-Initiative zur Abstimmung – ein wichtiger Schritt für die Gleichstellung. Wir fordern seit Jahren eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Initiative verbessert den Zugang zu bezahlbarer und qualitativ hochwertiger Kinderbetreuung. Eltern sollen künftig höchstens 10 Prozent ihres Einkommens für Betreuungskosten aufwenden müssen – unabhängig von der Anzahl betreuter Kinder. Ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz bis zum Ende der Primarschule soll die Vereinbarkeit von Beruf und Familie deutlich erleichtern. Gleichzeitig adressiert die Initiative die prekären Arbeitsbedingungen im Betreuungssektor, in dem vor allem Frauen tätig sind. Bessere Löhne und Arbeitsbedingungen, die in der Kinderbetreungsbranche dringend nötig sind, sollen die Qualität der Betreuung verbessern und die Attraktivität des Berufs steigern. Insgesamt trägt die Kita-Initiative entscheidend zum Abbau struktureller Benachteiligungen bei und fördert die tatsächliche Gleichstellung im Erwerbsleben.

Nulltoleranz für sexuelle Belästigung

Die Zahl der Feminizide in der Schweiz ist inakzeptabel. Auch am Arbeitsplatz sind Frauen sexualisierter Gewalt und Belästigung ausgesetzt. Gemäss einer Ende 2024 erschienenen Studie in Auftrag von Seco/EBG hat die Hälfte aller Arbeitnehmerinnen bereits sexuelle oder sexistische Belästigung am Arbeitsplatz erlebt. Erwerbstätige Frauen werden am Arbeitsplatz ungenügend vor solchen Übergriffen geschützt. Das wirkt sich direkt negativ auf ihre psychische und körperliche Gesundheit aus. Jetzt ist genug! Wir brauchen sichere und respektvolle Arbeitsplätze für alle!

Gleichstellung ist noch lange nicht erreicht: Frauen verdienen im Schnitt 1’364 Franken weniger als Männer, klassische Frauenberufe werden weiterhin schlechter bezahlt, jede zweite Frau erlebt sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz – und international greifen rechte Angriffe die Gleichstellungspolitik frontal an. Anstatt dass Gleichstellung rasch vorwärtskommt, drohen massive Rückschritte. Am 14. Juni 2025 gehen Menschen in der ganzen Schweiz auf die Strasse – dezentral, vielfältig, feministisch. Deshalb mobilisieren wir uns und fordern von Arbeitgebern und Politik Massnahmen, damit eine echte Gleichstellung endlich verwirklicht wird.

Mehr Fakten und Argumente

Möchtest Du mehr erfahren über die Ursachen für die geschlechtsspezifischen Einkommensunterschiede, tiefe Frauenlöhne, die ungleiche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit und die zu tiefen Frauenrenten? Wir haben hier die Fakten zusammengestellt. Alle Infos lesen…